Dienstag, 10. Dezember 2013

1939: John Fante: Ask the Dust (USA)

My plight drove me to the typewriter. I sat before it, overwhelmed with grief for Arturo Bandini. Sometimes an idea floated harmlessly through the room. It was like a small white bird. It meant no ill-will. It only wanted tohelp me, dear little bird. But I would strike at it, hammer it out across the keyboard, and it would die on my hands.

***

Das ist Prosa, die singt. Sie singt von Arturo Bandini, dem Mann, der mit aller Macht Schriftsteller werden will. Sie singt davon, wie er das Leben nur als Stoff für sein Schreiben begreift. Aber weil die Stimme dieser singenden Prosa Arturo Bandini selbst ist, bricht diese Stimme im Singen von Anfang an. Und dieses Ich, "Ich, Arturo Bandini", spricht von sich nicht nur als (noch dazu erkennbar autobiografisch modelliertes) Ich, sondern eben auch als dieses Er, dieser Andere, Arturo Bandini, dem man als identifkationssüchtiger Leser die Schuld geben mag an manch verwerflicher Tat dieses Ich.

Da ist die Frau, die er aufsucht im Diner (wo sie kellnert), die er von sich wegstößt, die er quält, bei der er keinen hochkriegt am Strand, der er folgt, auf die er wartet, die sich ins Unglück stürzt mit den Drogen, mit dem anderen Mann mit seiner purple prose und mit TBC (wer weiß) in der Wüste, den sie liebt, der aber nichts von ihr will, sie mit rassistischen Sprüchen brutal vor den Kopf stößt. Und Arturo Bandini, der Möchtegernschriftsteller, der zum Schriftsteller wird, der alles, was ihm widerfährt, in Literatur verwandelt; der manches oder vieles oder alles nur tut, damit es Literatur werden kann; und der darüber hier schreibt, coming full circle, wie er als Nichtsnutz und Autor lebt, schreibt, nichtschreibt, liebt, nichtliebt, und das alles verwechselbar mit John Fante, dessen Mentor Henry Louis Mencken hier sehr wiedererkennbar in Briefen als ein Mr. Hackmuth auftritt.

Großartig ein Kapitel, das fast exterritorial zum Rest des Romans steht. Eine andere Frau, draußen, nicht in der Stadt, er fährt da raus und erlebt was und bevor er zurückkehrt, gibt es eine heftige Erschütterung, ganz buchstäblich, die Erde bebt und dann zurück in L.A. ist alles so drunter und drüber, wie es sich für diesen finsteren Schicksalsgesang des Arturo Bandini gehört. Der Mann schreibt sogar Erdbeben herbei. Was nur zeigt: Schreiberelend gebiert Größenwahn. Die Stadt mag wanken, die Sätze aber singen ungestört weiter.


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