Freitag, 13. Dezember 2013

1940: Dino Buzzati: Il deserto dei Tartari (Italien)

And beyond it, on the other side, what was there? What world opened up beyond that inhospitable building, beyond the ramparts, casemates and magzines which shut off the view? What did the northern kingdom look like, the stony desert no one had ever crossed? The map, Drogo recalled vaguely, showed beyond the frontier a vast zone with scanty names - but from the eminence of the Fort one would see some village, pastures, a house; or was there only the desolation of an uninhabited wast?

***
Auf dem Pferd zieht er hinaus an die Grenze. Da liegt das Fort. Dahinter die Steppe, Berge am Rand und im Hintergrund als möglicher Feind die Tartaren. Im Fort seufzt die Zisterne, auch sonst Geräusche, die auf der Grenze zwischen Menschlichem und Nichtmenschlichem liegen. Giovanni Drogo, der Soldat, ein kleiner Josef K., kam, um schnell wieder zu gehen, und blieb Jahre, Jahrzehnte. In diesem Fort an der Grenze, die für die Grenze steht wie das Fort für das Leben, existenzialistisch gesehen, und der Tod für den Tod. Die Tartaren wären dann Verwandte von Monsieur Godot, avant la lettre, und wenn sie kommen, dann kommen sie nicht für uns, also den Helden Drogo. Der ist, wenn sie kommen, nämlich schon so gut wie hinüber.

Allegorisches also. Kafkanah, denkt man. Weil aber Kafka Kafka vor allem auf der Ebene seiner Sätze ist, die einander hintertreiben, denen Wort für Wort nicht zu trauen ist; und weil Kafka Kafka auf der Ebene seiner Denkbewegungen ist, die einander umschleichen, die sich den Boden, auf dem sie eben noch liefen, im nächsten, wenn nicht im selben Moment wegziehen; weil das bei Kafka so ist, bei Dino Buzzati jedoch nicht, ist das so kafkanah eben auch wieder nicht. Hier gehen die Sätze geradeaus, stehen stramm, wenn man so will, und auch die Gesamtallegorie macht keine Fisimatenten.

Es ist aber Platz für Episoden, etwa die vom anderen Sterben. Im Traum erst und dann auf dem Berg und im Schnee rafft es den Soldaten Angustina dahin: ein Bravourstück, kristallklar erzählt, nur hätte man sehr gut schon verstanden, dass im wirklichen Tod der Traum aus einem Kapitel vorher rekapituliert wird - es steht aber in Klammern alles immer noch einmal dahinter. Dino Buzzati traut also dem Leser nicht recht, und auch nicht sich selbst. Alles gnadenlos finster, nun gut. Aber auch alles so schrecklich verständlich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen